Grundschulverband „Schulerfolg wird in Noten gemessen.“ Warum hält das deutsche Erziehungssystem starr daran fest? Wir haben ein selektives System. Das heißt: Wir müssen Schüler nach der vierten Klasse trennen. Man hofft, dass Noten ein objektives Vergleichskriterium sind. Das ist allerdings eine Illusion. Weil Noten immer nur eine augenblickliche Leistung bewerten? Zahlen haben etwas Suggestives. Das Problem ist, dass schon die Datengrundlage – das, was Lehrer an Arbeiten schreiben lassen – nicht objektiv ist. Schreibt man dieselbe Schulaufgabe eine Woche später, kann sich schon einiges ändern. Und wenn alle Schüler relativ gut sind, muss der Lehrer die Aufgaben so schwierig machen, dass sich wieder Differenzen auftun, damit man die Gaußsche Normalverteilung bekommt. Das ist absurd. Es ist so, als würde man die Zeitunterschiede der 100-Meter-Läufer für die Bewertung beim Breitensport zugrunde legen. Sie würden auf Auslese durch Noten verzichten? Es macht durchaus Sinn, sich in den Bereichen mit anderen zu vergleichen, in denen man sich stark fühlt. In der Schule wird man aber über das ganze Fachspektrum verglichen. Das Notensystem erzwingt, dass es Verlierer geben muss, und ist dadurch gerade für die untere Leistungshälfte eher demotivierend. Einige Schüler werden sogar derart verletzt, dass sie dauerhaft leiden. Das System führt aber auch bei den Leistungsstarken dazu, dass viele sich von Noten abhängig machen und der Inhalt an Relevanz verliert. Wir wollen doch eigentlich Schüler, die sich auch dann für Inhalte interessieren, wenn der Lehrer nicht mit Zuckerbrot und Peitsche daneben steht.“ Prof.Dr. Hans Brügelmann